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‚Liebe gibt’s nicht in der Politik‘

    100 Jahre Frauenwahlrecht – wo stehen wir heute?

    Der Soroptimist-Club Wien Ringstrasse hat mitten in den Feierlichkeiten rund um die Republiksgründung vor 100 Jahren mit einer Diskussion im Café Landtmann einen frauenpolitischen Aspekt näher beleuchtet. Zur Diskussion am 13.11. geladen waren 4 Frauen unterschiedlichen Alters mit teilweise langer politischer Erfahrung.

    Marcella Sigmund-Graff, Irmgard Griss, Nadja Pohorely, Inge Winder, Ulrike Pinter, Barbara Wolf-Wicha, Maria Maager Foto(c) Julius Hirtzberger

    Die prominenteste Frau am Podium war Irmgard Griss, NR-Abgeordnete der Neos, die sich 2016 der Wahl zur Bundespräsidentin gestellt hatte. Sie sei in die Politik gegangen, weil sie etwas bewirken möchte erzählte sie.  Angst vor einer Niederlage oder Kritik kennt sie nicht weil sie nicht zulasse, dass jemand anderer Macht über ihre Gefühle bekommt. Die Salzburger Politikwissenschafterin Barbara Wolf-Wicha zeigt sich enttäuscht darüber, dass Frauen noch immer viel seltener in die Politik drängen als Männer, kann es aber nachvollziehen:  „Einem großen Teil der Politikverantwortlichen ist es heute egal, wie Österreich da steht“. Das würde Frauen abschrecken, die oft zu stark nach Anerkennung suchen. Sie wollen „everybodys darling sein“. Das geht nicht, meint Wolf-Wicha, „die Liebe gibt’s woanders“. Podiumsdiskussionsteilnehmerin Maria Maager hat als Wahlkampfmanagerin gearbeitet und ist entsetzt, dass „Populisten in vielen Ländern der Welt, zuletzt in Brasilien von Frauen gewählt werden“. Sie wünscht sich mehr Sichtbarkeit von Frauen, mehr Mut sich in die 1. Reihe zu stellen. Die Jüngste in der Runde war die 18-jährige Nadja Pohorely. Sie erzählte dass in ihrer Schule über Frauenwahlrecht nicht diskutiert wird und die meisten Jungen sich nicht für Politik interessieren. Warum? Weil sie glauben dass sie ohnehin nichts bewirken können.

    Es war eine anregende und aufschlussreiche Diskussion, die unsere Clubschwester Ulrike Pinter geleitet hat und zu der wir auch die Präsidentin der SI Österreichische Union, Marcella Sigmund-Graff, begrüßen durften. Zwischendurch konnte man sich denken, traurig, wie wenig in 100 Jahren erreicht wurde. Andererseits hat Irmgard Griss am Schluss ihren Optimismus geteilt wenn sie sagte: Gleichstellung und Gleichbehandlung sind erreicht, was noch fehle sei Gleichwertigkeit. In Zukunft, glaubt sie, wäre auch das der Fall und dann gäbe es keine Frauen- und Männervereine mehr sondern nur noch Gleichgesinnte.
    Autorin: Inge Winder